Stückauswahl 2025

Die kaleidoskop Theatertage bringen auch 2025 wieder hochkarätiges Theater in die hessischen ländlichen Regionen! Mit einer Auswahl von neun einzigartigen Stücken bieten wir ein vielseitiges Programm für alle Altersgruppen – von der KITA über Jugendliche bis hin zu Familien und Erwachsenen. In der 29. Ausgabe sind neun Indoor-Produktionen und zwei Open-Air-Stücke zu finden.
Die Produktionen verbindet die Frage nach der Zeit: Wie nehmen wir sie wahr, ist sie schnell, laut, oder bleibt sie immer gleich, lässt sie sich doch rückwärts drehen und was lernen wir aus vergangenen Zeiten? Mitte September geht es los! Wir freuen uns auf eine lebendige Spielzeit 2025!!!

Programm

Zwei verliebte Pinguine, verspielte Robben, eine träge Kamelkarawane, ein Eierlegendes Huhn, Hund und Katze, Elefanten – in ihrer zweiten Arbeit für die Allerkleinsten setzt sich die Frankfurter Choreografin Célestine Hennermann mit den Bewegungen von Tieren auseinandergesetzt. Zwei Tänzerinnen bringen sie auf die Bühne und laden die kleinen Zuschauer in eine Welt der großen und kleinen Überraschungen. Dutzende von bunten Eimern unterschiedlichster Formen und Größe bieten ihnen hunderterlei Möglichkeiten, die Bühne zu ver¬wandeln. Unterstützt durch die eigens für „elephant walk“ geschaffene Soundcollage des Komponisten Gregor Praml werden sie zur Eislandschaft, zum Bauernhof, bilden Hufe, Pfoten, Wasser oder Wolken…
Wie läuft der Pinguin im Vergleich zum Menschen und wie genau bewegt sich ein Elefant? Die Ästhetisierung von Tierbewegungen durch Tanz bildet die Grundlage der Arbeit. „elephant walk“ ist die erfolgreichste Produktion von Hennermanns Horde und tourt international. Sie wurde seit der Premiere 2011 mehr als 200 Mal gezeigt. 

Jury-Begründung

Ein Kunst-Stück über Bilder und Welten für Kinder und Familien
Am Anfang ist alles weiß. Dann: ein schwarzer Punkt, ein Strich, Linien, die sich krümmen. Ganz allmählich geben sie Räumen, Tieren und Gestalten ihre Form: Welten entstehen. Alles wandelt sich: eine Linie hinzugefügt oder ein Strich sachte verändert und schon wird aus dem Vogel eine Wolke, aus der Wolke eine Blume, aus der Blume ein Gesicht. Ich sehe was und das ist… ein Spiel mit Bildern und ein Blick hinter das Papier des Malers. Der Blick des Zuschauers wird gefesselt, denn er weiß nicht, wohin der Strich gehen wird, welche Formen die Zeichnung annehmen wird. Die Betrachter werden eingeladen, mitzuerleben wie sich kleine Geschichten in den immer bunter werdenden Welten entwickeln. Wenn der Maler beginnt, Öffnungen in seine Bilder zu schlitzen, um Ausblicke in eine noch größere Welt zu suchen, dann gibt er dabei auch Einblick in seine Bilderwelt. Und manches Gemalte wird auf einmal wirklich.

Jury-Begründung

Ein akustisches Abenteuer  

Die Tür knarzt.
Ein Rascheln.
Da flüstert jemand.
Ein Knall!
Wir werden leise und Stilles wird laut.

Scheinbar lautlosen Dingen entlocken wir Geräusche und Klänge und lassen uns überraschen von den Geschichten, die in ihnen wohnen. Eine Theaterreise an die Grenzen des Gehörs mit zartesten Tönen und ohrenbetäubendem Lärm, mit Ohrenschützern und Flüstertüten, tosendem Trommelwirbel und schweigendem Schnee.

Im Figurentheaterstück KONZERT DER STILLEN DINGE rückt das Hören, das Lauschen in den Vordergrund. Scheinbar stummen Alltagsgegenständen und flüchtigen Objekten entlocken wir Klänge und Geschichten und finden Übersetzungen auf bildlicher Ebene. So entsteht sinnesübergreifend eine weite Schneelandschaft, ein Ei wird lebendig und aus einfachen Gläsern und ein paar Kichererbsen wird ein lässiges Objektkonzert. Mit analogen Schallverstärkern, selbst gebastelten Megaphonen und einer Menge Vorstellungskraft entsteht ein bild- und klangreiches Theatererlebnis.

Jury-Begründung

Ein Musik-Theater zur Zeit für zwei Spieler*innen und eine Stehlampe

Rückwärts ist die Geschichte des alten Mannes Otto und dem noch nicht ganz so alten Papagei Ada. Es scheint, als würden sie jeden Morgen dasselbe erleben: Erst ein wenig Frühsport, dann das Frühlied, dann das Frühstück und natürlich will Otto nun die Zeitung lesen. Man möchte ja wissen, was gestern passiert ist. Doch heute findet Otto seine Brille nicht. Deswegen müssen er und Ada, gemeinsam mit der Stehlampe Ehda, in die Rückwärtswelt reisen, denn dort können sie herausfinden, ob Otto die Brille vorgestern, vor einigen Jahren oder an dem Tag, an dem Ada durch sein Fenster flog, noch hatte.

Wie fühlt sich die Zeit an, wenn sie rückwärts spielt? Wo führt eine Geschichte hin, wenn sie an ihrem Ende anfängt? Und wird Otto seine Brille finden?

Vorwärts läuft die Zeit – Rückwärts ist ein Spiel: ein Spiel mit Musik von Gitarre, Cello, Vibraphon und viel Gesang, das von Gestern auf Übermorgen, von Morgen nach Vorgestern springt und immer wieder im Heute landet.

Jury-Begründung

Eine abenteuerliche Begegnung fast ohne Worte mit spektakulärem Rollkino

Was, wenn nach der Schule plötzlich niemand zuhause ist und die Haustür verschlossen bleibt?… Ein sorgloses Kind wird aus seinem Alltagstrott geworfen und fügt sich ratlos in die Langeweile des Wartens… Ein geheimnisvolles Wesen lebt ganz in der Nähe in einer Parallelwelt und wird für gewöhnlich übersehen…Plötzlich bemerkt das Kind, dass es nicht alleine ist und dass sich jemand sehr für seinen Schulranzen interessiert. Die Begegnung der beiden ungleichen Geschöpfe führt zu einer abenteuerlichen Verfolgungsjagd, die in der Papierhöhle des Wesens endet. Sich in fremden Welten zurechtzufinden, verlangt Mut, Neugier, Verständnis füreinander und den ein oder anderen Schleichweg, um gemeinsam ans Ziel zu kommen. 

‘Schleichweg’ wird mit Hilfe eines Rollkinos erzählt. 65 Meter Stoff laufen auf 2×2 Walzen und erlauben ein Hin und Her, Vor und Zurück und sogar ein Hoch und Runter! Eine mechanische Achterbahnfahrt für Auge, Herz und Phantasie! 

Jury-Begründung

partizipative Spiel-Performance über Mut & Angst

Schiss haben wir meist alleine. Und doch kennen wir sie alle: Angst in die Schule zu gehen, einsam zu sein oder nicht so zu sein wie die anderen. Was wäre also, wenn das anders wäre? Willkommen in unserem Spiel für und mit euch: Hier dürfen Ängste nicht nur sein – hier werden sie sogar zu einer Kraft! Eurer Kraft! Tretet ein und macht es euch gemütlich, füttert den kollektiven Angst-Schredder, verwirrt und verwandelt Ängste, entdeckt euer „Personal Survival Kid“, ruft die Kraft Wesen herbei oder lehnt euch einfach zurück und staunt darüber, was passieren kann, wenn wir der Angst Stelzen anziehen. 

Performance: Benjamin Cromme, Uta Nawrath | Idee: Uta Nawrath | Regie: Kim Willems | Dramaturgie: Julia Pohlmann | Bühne: Jonathan Schmidt-Colinet | Kostüm: Judith Altmeyer | Masken: Katharina Speckmann | Sound Design: Lennart Dornheim | Produktionsleitung: Günther Henne | Mitarbeit: Johanna Lehnert | Licht: Jörg Poppe | Systemische Supervision: Sandra Anklam | Fotos: Katrin Schander | 

Dank an: Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums Gießen und Marburg und an unsere jungen Interviewpartner*innen (die Namen wurden anonymisiert).

Jury-Begründung

Eine minimalistische Performance für alle ab 12 Jahren

John ist langsam. So langsam, dass er dem Stundenzeiger auf der Kirchturmuhr beim Wandern zusehen kann. Er hält nicht Schritt beim aufreibenden Takt der anderen: Der Mitschüler*innen, der Großstadt und des Kriegs. Er kann nur reagieren, und auch dann ist er zu spät. Bis er erstaunt bemerkt, dass seine Langsamkeit auch zu etwas nutzen kann. Und bald sieht John einen eigenen Weg vor sich, um der Geschwindigkeit der Welt zu trotzen.

Gewitzt, musikalisch und voll poetischer Sprache, nimmt das Stück sich Texte aus der Romanvorlage vor. Darin finden die beiden Schauspieler*innen aktuelle Fragen, die Jugendliche genauso beschäftigen wie Erwachsene. Ein Stück über Entschleunigung, das schneller vorbeigeht, als man erwartet.

Auf Grundlage des gleichnamigen Romans von Sten Nadolny.

Jury-Begründung

Tanzproduktion

Sebastian tanzt „die Dunkelheit“: dunkle Emotionen, Trauer, Wut, das „Böse“– aber auch Party und Exzess. In Billinger & Schulz’ Choreografie setzt er sich mit sich selbst auseinander und mit aktuellen Untiefen sich abgelehnt fühlender, frustrierter Jungen und Männer. Zu aufputschenden Nightcore-Songs, die im Internet Teil männlich geprägter Räume sind, begibt er sich in Parallelwelten und gesellschaftliche Off-Spaces. 

Er beschäftigt sich damit, wie es sich für Männer und Jungs anfühlt, mit fortschrittlichen Befragungen, was ein Mann ist, genauso wie mit pauschaler Ablehnung von Männern konfrontiert zu sein. Dabei unterstützen ihn Jungyun Bae, Magdalena Dzeco und Camilla Fiumara als dem Internet entsprungene, auf der Bühne Realität gewordene, projektive Animegirls. Zusammen mit ihnen erforschen Billinger & Schulz die Spannung zwischen stereotypem Bild und dem Umstand, dass Beziehungen nur mit echten Menschen möglich sind.

Jury-Begründung

ein Recherche – Theaterstück mit Musik für eine Schauspielerin und Papierfiguren

Das Meer: Sehnsuchtsort – Urlaubsort – Schicksalsort – das Meer erzählt viele Geschichten.
ÜBER DAS MEER erzählt wahre Geschichten von Frauen und Kindern, die über das Meer geflohen sind, 1945 und Heute.

Am 30.01.1945 ertranken 9300 Menschen bei dem Versuch mit dem Lazarettschiff Wilhelm Gustloff über die Ostsee aus Ostpreußen zu fliehen nach einem Angriff eines russischen U-Bootes. In den vergangenen Jahren sind Tausende bei dem Versuch über das Mittelmeer nach Europa zu fliehen ums Leben gekommen. Sie alle hofften auf ein Leben in Sicherheit und Freiheit. Geschichte wiederholt sich.

ÜBER DAS MEER ist ein dokumentarisches Theaterstück. Die Geschichten beruhen auf persönlich geführten Interviews und Archivmaterial. Die Authentizität der Geschichten schafft zusammen mit der Musik eine besondere Nähe

Jury-Begründung

Open Air

Figurentheater OPEN AIR-PRODUKTION für Familien

Zora eilt ihr Ruf voraus. Als Anführerin einer Bande von Straßenkindern ist sie nicht beliebt in der kleinen Küstenstadt. Dabei sind es Not und Hunger, die die Kinder zusammenge-trieben haben. Und als Brankos Mutter stirbt und er zu Unrecht im Gefängnis landet, nimmt Zora auch ihn in ihre Bande auf.

Von nun an kämpfen sie nicht nur ums Überleben, sondern auch für Gerechtigkeit. Sie verüben Rache an denen, die ihnen Unrecht getan haben. Doch wann schlägt Recht in Unrecht um? Getrieben von der Furcht vor Einsamkeit und zusammengehalten durch den Wunsch frei zu sein, finden sie heraus, dass es eine Freiheit gibt, die man nicht kaufen kann und dass auch diese nicht ewig hält.

Und so biegen die Figurentheaterduos mit quietschenden Rädern um die Ecke und laden ab, was es zum Erzählen dieser Geschichte eben braucht: Megafon, Puppen, ein paar Instrumente, Trillerpfeife, eine ganze Menge Fische, einen toten Hund, was zum Schießen, was zum Werfen, viele Aprikosen, einen Sarg, eine Hexe, ein bisschen rotes Haar und die große Lust, eine Bande zu bilden!

Jury-Begründung

ein Tanz- und Objekttheater für alle ab 2 Jahren, open air

Ein Tunnel bewegt sich über den Boden, drei Spieler*innen kriechen heraus und wieder herein, entdecken die Umgebung, die Tunnel und sich. Companie M lädt ein zu einer spannenden Reise in zahlreiche Welten und klangvolle Atmosphären. Da werden Hände zu Füßen, zwei Körper zu einem, ein einfacher Tunnel verwandelt sich innerhalb von Sekunden zu einer Raupe, einem Elefantenrüssel, einem majestätischen Gewand, zu einem riesigen Fischmaul oder einem staubsaugenden Wesen. Alles kommt in Bewegung. Begleitet von Percussion, Klängen und Melodien schlüpfen die Spieler*innen lustvoll und spielerisch in die Tunnel, nutzen sie als Rückzugsort oder Versteck und werden so manches Mal völlig vereinnahmt und überrascht von der Lebendigkeit und der Vielfältigkeit der Tunnel.

Im Wechselspiel von Tanz, Theater und Musik entsteht eine Aufführung reich an Fantasie, Poesie, Neugier und Wagemut.

Jury-Begründung

Vermittlung

Spielend Theater schauen! Seit dem Jahr 2022 bietet kaleidoskop ein Warming-up des Publikums an. Der lebendig gestaltete Flyer „Meine kaleidoskop-Theatererinnerung” ermöglicht eine Nachbereitung des Theatererlebnisses mit den Pädagog*innen oder den Eltern.