Stückauswahl 2025
Die kaleidoskop Theatertage bringen auch 2025 wieder hochkarätiges Theater in die hessischen ländlichen Regionen! Mit einer Auswahl von neun einzigartigen Stücken bieten wir ein vielseitiges Programm für alle Altersgruppen – von der KITA über Jugendliche bis hin zu Familien und Erwachsenen. In der 29. Ausgabe sind neun Indoor-Produktionen und zwei Open-Air-Stücke zu finden.
Die Produktionen verbindet die Frage nach der Zeit: Wie nehmen wir sie wahr, ist sie schnell, laut, oder bleibt sie immer gleich, lässt sie sich doch rückwärts drehen und was lernen wir aus vergangenen Zeiten?
Mitte September geht es los! Wir freuen uns auf eine lebendige Spielzeit 2025!!!
Programm 2025
(3 bis 8 Jahre)
Theater Monteure (Kassel)
Ein Kunst-Stück über Bilder und Welten für Kinder und Familien
Am Anfang ist alles weiß. Dann: ein schwarzer Punkt, ein Strich, Linien, die sich krümmen. Ganz allmählich geben sie Räumen, Tieren und Gestalten ihre Form: Welten entstehen. Alles wandelt sich: eine Linie hinzugefügt oder ein Strich sachte verändert und schon wird aus dem Vogel eine Wolke, aus der Wolke eine Blume, aus der Blume ein Gesicht. Ich sehe was und das ist… ein Spiel mit Bildern und ein Blick hinter das Papier des Malers. Der Blick des Zuschauers wird gefesselt, denn er weiß nicht, wohin der Strich gehen wird, welche Formen die Zeichnung annehmen wird. Die Betrachter werden eingeladen, mitzuerleben wie sich kleine Geschichten in den immer bunter werdenden Welten entwickeln. Wenn der Maler beginnt, Öffnungen in seine Bilder zu schlitzen, um Ausblicke in eine noch größere Welt zu suchen, dann gibt er dabei auch Einblick in seine Bilderwelt. Und manches Gemalte wird auf einmal wirklich.
Jury-Begründung In punkt punkt komma strich lassen die Theater Monteure die Welt der Zeichnung lebendig werden. Aus einfachen Linien und Punkten entstehen vor den Augen der Zuschauer:innen ständig neue Formen und Geschichten. Der Performer, umgeben von einem transparenten Pentagon, führt uns hinter die Kulissen des Malens und lädt ein, die Entstehung von Welten zu erleben. Überraschend, kreativ und voller visueller Magie!
von und mit Joachim von der Heiden
Fotos: Frank Dohmas
(ab 0 Jahre)
Hennermanns Horde (Frankfurt/M.)
Ein Tanzprojekt für alle
Zwei verliebte Pinguine, verspielte Robben, eine träge Kamelkarawane, ein Eierlegendes Huhn, Hund und Katze, Elefanten – in ihrer zweiten Arbeit für die Allerkleinsten setzt sich die Frankfurter Choreografin Célestine Hennermann mit den Bewegungen von Tieren auseinander. Zwei Tänzerinnen bringen sie auf die Bühne und laden die kleinen Zuschauer*innen in eine Welt der großen und kleinen Überraschungen. Dutzende von bunten Eimern unterschiedlichster Formen und Größe bieten ihnen hunderterlei Möglichkeiten, die Bühne zu verwandeln. Unterstützt durch die eigens für „elephant walk“ geschaffene Soundcollage des Komponisten Gregor Praml werden sie zur Eislandschaft, zum Bauernhof, bilden Hufe, Pfoten, Wasser oder Wolken…
Wie läuft der Pinguin im Vergleich zum Menschen und wie genau bewegt sich ein Elefant? Die Ästhetisierung von Tierbewegungen durch Tanz bildet die Grundlage der Arbeit. „elephant walk“ ist die erfolgreichste Produktion von Hennermanns Horde und tourt international. Sie wurde seit der Premiere 2011 mehr als 200 Mal gezeigt.
Jury-Begründung Eine lebendig-quirlige Tanzproduktion für die Allerkleinsten, die Lust auf Bewegung und pralles Leben ausstrahlt. Dahinter liegen genaue Bewegungsstudien von Tieren, die in Tanz übersetzt wurden. Die Ausstattung wunderbar poppig bunt, wobei die Tänzer*innen neben Miteinander und Konkurrenz auch poetisch nachdenkliche Momente teilen. Insgesamt ein freudig sprühendes Stück Tanz vom Feinsten!
Choreografie: Célestine Hennermann
Tanz: Victoria Söntgen, Katharina Wiedenhofer
Bühne, Kostüm: Susanne Kessler, Petra Eichler [Sounds of Silence]
Musik: Gregor Praml
Dramaturgie: Johanna Milz
Technik: Marco Niegel/Daniel Blattmann
Fotos: Daniel Blattmann
(ab 5 Jahre)
Kompanie Rüss/Vetter (Stuttgart)
Ein akustisches Abenteuer
Die Tür knarzt.
Ein Rascheln.
Da flüstert jemand.
Ein Knall!
Wir werden leise und Stilles wird laut. Scheinbar lautlosen Dingen entlocken wir Geräusche und Klänge und lassen uns überraschen von den Geschichten, die in ihnen wohnen.
Eine Theaterreise an die Grenzen des Gehörs mit zartesten Tönen und ohrenbetäubendem Lärm, mit Ohrenschützern und Flüstertüten, tosendem Trommelwirbel und schweigendem Schnee.
Die Welt da draußen ist oft ganz schön laut. Wir sind ständig von alltäglichem Getöse und ohrenbetäubendem Lärm umgeben und dennoch hören wir meistens gar nicht richtig hin. Welche Geräusche, Rhythmen und Klänge umgeben uns täglich? Was hören wir, wenn es still ist? Wann macht Krach Spaß? Wann ist Ruhe schöner?
Im Figurentheaterstück KONZERT DER STILLEN DINGE rückt das Hören, das Lauschen in den Vordergrund. Scheinbar stummen Alltagsgegenständen und flüchtigen Objekten entlocken wir Klänge und Geschichten und finden Übersetzungen auf bildlicher Ebene. So entsteht sinnesübergreifend eine weite Schneelandschaft, ein Ei wird lebendig und aus einfachen Gläsern und ein paar Kichererbsen wird ein lässiges Objektkonzert.
Auch das Publikum ist eingeladen, mitzumachen: Ich habe da gerade ein Lachen gehört! Kannst du das nochmal machen? Wie laut können wir alle zusammen in diesem Raum werden? Und wie leise? Mit analogen Schallverstärkern, selbst gebastelten Megaphonen und einer Menge Vorstellungskraft entsteht ein bild- und klangreiches Theatererlebnis.
Jury-Begründung Die Welt ist Klang. Das führen die beiden Darstellerinnen auf äußerst phantasievolle Weise mit allerhand Dingen und Gegenständen in witzigen Szenen, kleinen Episoden und Geschichten vor. Dabei gelingt es ihnen das Publikum beinah beiläufig in das Geschehen einzubeziehen. Mimik, Musikalität und Theatralik dramaturgisch geschickt und dabei unangestrengt inszeniert – und gejodelt wird außerdem.
Von und mit: Adeline Rüss, Anniek Vetter
Regie: Lutz Großmann
Kostüm: Anja Imig
Bau: Team
Fotos: Heinrich Hesse
(5 bis 8 Jahre)
Theater Kunstdünger (Valley, Bayern)
Eine abenteuerliche Begegnung fast ohne Worte mit spektakulärem Rollkino
Manchmal braucht es Veränderungen, damit wir unsere Umgebung wieder genau wahrnehmen: Was, wenn nach der Schule plötzlich niemand zuhause ist und die Haustür verschlossen bleibt? Ein sorgloses Kind wird aus seinem Alltagstrott geworfen und fügt sich ratlos in die Langeweile des Wartens… Ein geheimnisvolles Wesen lebt ganz in der Nähe in einer Parallelwelt und wird für gewöhnlich übersehen…Plötzlich bemerkt das Kind, dass es nicht alleine ist und dass sich jemand sehr für seinen Schulranzen interessiert. Die Begegnung der beiden ungleichen Geschöpfe führt zu einer abenteuerlichen Verfolgungsjagd, die in der Papierhöhle des Wesens endet. Sich in fremden Welten zurechtzufinden, verlangt Mut, Neugier, Verständnis füreinander und den ein oder anderen Schleichweg, um gemeinsam ans Ziel zu kommen.
„Schleichweg“ wird mit Hilfe eines Rollkinos erzählt. 65 Meter Stoff laufen auf 2×2 Walzen und erlauben ein Hin und Her, Vor und Zurück und sogar ein Hoch und Runter! Eine mechanische Achterbahnfahrt für Auge, Herz und Phantasie!
Jury-Begründung Ein Theater fast wie ein Comic-Strip: Vor einem originellen Bühnenbild, das in alle Richtungen wandelbar durch verschiedene Landschaften führt, wird eine Geschichte von einer erstaunlichen Begegnung zwischen einem Schulkind und einem eigentümlichen, gut gelaunten Wesen erzählt. Aus einem sonst immer gleichen Schulweg wird ein unerwartetes Abenteuer, das mit einer besonderen Freundschaft endet.



Leitung: Christiane Ahlhelm
Spiel: Lydia Starkulla & Christiane Ahlhelm
Regie: Michl Thorbecke
Bühnenbild: Sibylle Kobus
Musik: Annegret Enderle
Dramaturgie: Xenia Bühler
Kostüme: Bascha Schaucher
Plakatzeichnung: Hannah Schröder
Fotos: Manfred Lehner
Hirsch&Co & Hannah Schassner (Vogelsberg / Frankfurt/M.)
Ein Musik-Theater zur Zeit für zwei Spieler*innen und eine Stehlampe
Rückwärts ist die Geschichte des alten Mannes Otto und dem noch nicht ganz so alten Papagei Ada. Es scheint, als würden sie jeden Morgen dasselbe erleben: Erst ein wenig Frühsport, dann das Frühlied, dann das Frühstück und natürlich will Otto nun die Zeitung lesen. Man möchte ja wissen, was gestern passiert ist. Doch heute findet Otto seine Brille nicht. Deswegen müssen er und Ada, gemeinsam mit der Stehlampe Ehda, in die Rückwärtswelt reisen, denn dort können sie herausfinden, ob Otto die Brille vorgestern, vor einigen Jahren oder an dem Tag, an dem Ada durch sein Fenster flog, noch hatte.
Wie fühlt sich die Zeit an, wenn sie rückwärts spielt? Wo führt eine Geschichte hin, wenn sie an ihrem Ende anfängt? Und wird Otto seine Brille finden?
Vorwärts läuft die Zeit – Rückwärts ist ein Spiel: ein Spiel mit Musik von Gitarre, Cello, Vibraphon und viel Gesang, das von Gestern auf Übermorgen, von Morgen nach Vorgestern springt und immer wieder im Heute landet.
Jury-Begründung Auf der Suche nach einer verlegten Brille führen uns Ada, der Cello spielende Papagei, Otto der jung gebliebene alte Mann und die musikalische Stehlampe Ehda auf Zeitreisen nach gestern, vorgestern und weiter zurück. Nirgends ist die Brille zu finden. Ob sie wohl übermorgen auftaucht? Philosophisch und erfrischend wird in diesem Musiktheater die Zeit anschaulich erforscht, erspielt und ersungen.
Produktion: Hannah Schassner & Hirsch&Co
Konzept und Texte: Bechtold, Hirsch, Schassner
Regie & Dramaturgie: Hannah Schassner, Ute Bansemir
Spiel & Musik: Ole Bechtold | Musik & Spiel: Anka Hirsch
Musik-Konzeption: Anka Hirsch | Lieder Otto: Ole Bechtold
Kompositionen Stehlampe, Lieder Ada: Anka Hirsch
Stimme Stehlampe: Hannah Schassner
Bühne: Matthias Bringmann
Kostüm: Ives Pancera
Licht: Selim El Masry
Fotos: Christian Schuller
(9-13 Jahre)
Theaterhaus Ensemble (Frankfurt/M.)
Eine partizipative Spiel-Performance über Mut & Angst
Survival Kid ist ein künstlerisch-systemisches Theater-Format ab 9 Jahren, mit dem das Publikum eingeladen ist mutig zu sein und anderen Mut zu machen.
Schiss haben wir meist alleine. Und doch kennen wir sie alle: Angst in die Schule zu gehen, einsam zu sein oder nicht so zu sein wie die anderen. Was wäre also, wenn das anders wäre? Willkommen in unserem Spiel für und mit euch: Hier dürfen Ängste nicht nur sein – hier werden sie sogar zu einer Kraft! Eurer Kraft! Tretet ein und macht es euch gemütlich, füttert den kollektiven Angst-Schredder, verwirrt und verwandelt Ängste, entdeckt euer „Personal Survival Kid“, ruft die Kraft Wesen herbei oder lehnt euch einfach zurück und staunt darüber, was passieren kann, wenn wir der Angst Stelzen anziehen.
Jury-Begründung Das Publikum landet in einer offenen Versuchsanordnung, in der die Performenden ihre Ängste erforschen. Sehr authentisch berichten sie beide, stellen sich ihrer Angst und beziehen uns bei ganz einfachen Übungen mit ein, wobei jede*r frei wählen kann, wieviel sie von sich preisgibt. Sehr beeindruckend, wie offen der jüngere Performer von seinem Abgleiten ins (halb)-Kriminelle und dem sich-wieder-Rausziehen berichtet – mit einem richtig coolen Rap! Mutig, authentisch und berührend!



Performance: Benjamin Cromme, Uta Nawrath
Idee: Uta Nawrath
Regie: Kim Willems
Dramaturgie: Julia Pohlmann
Bühne: Jonathan Schmidt-Colinet
Kostüm: Judith Altmeyer
Masken: Katharina Speckmann
Sound Design: Lennart Dornheim
Produktionsleitung: Günther Henne
Mitarbeit: Johanna Lehnert
Licht: Jörg Poppe
Systemische Supervision: Sandra Anklam
Fotos: Katrin Schander
Dank an: Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums Gießen und Marburg und an unsere jungen Interviewpartner*innen
Hinweis: die Namen aller Interviewpartner*innen wurden anonymisiert.
(ab 12 Jahre)
TheaterGrueneSosse & Theaterhaus Ensemble (Frankfurt/M.)
Eine minimalistische Performance
John ist langsam. So langsam, dass er dem Stundenzeiger auf der Kirchturmuhr beim Wandern zusehen kann. Er hält nicht Schritt beim aufreibenden Takt der anderen: Der Mitschüler*innen, der Großstadt und des Kriegs. Er kann nur reagieren, und auch dann ist er zu spät. Bis er erstaunt bemerkt, dass seine Langsamkeit auch zu etwas nutzen kann. Und bald sieht John einen eigenen Weg vor sich, um der Geschwindigkeit der Welt zu trotzen.
Das TheaterGrueneSosse und das TheaterhausEnsemble kooperieren für diese inszenierte Lesung zum ersten Mal seit vielen Jahren – und entdecken zusammen mit dem Publikum den Reiz der Entschleunigung. Gewitzt, musikalisch und voll poetischer Sprache, nimmt das Stück sich Texte aus der Romanvorlage vor. Darin finden die beiden Schauspieler*innen aktuelle Fragen, die Jugendliche genauso beschäftigen wie Erwachsene. Ein Stück über Langsamkeit, das schneller vorbeigeht, als man erwartet.
Auf Grundlage des gleichnamigen Romans von Sten Nadolny.
Jury-Begründung Hohe Geschwindigkeiten prägen unsere Zeit – wie wohltuend ist da doch die Geschichte des langsamen John Franklin aus Sten Nadolnys Roman Die Entdeckung der Langsamkeit, der Geschichte eines Außenseiters, der gerade wegen seiner Besonderheit Großes erreichte. Das Theaterhaus Ensemble entführt uns in einer überzeugenden Inszenierung für eine Stunde in eine Welt des Durchatmens und der Achtsamkeit.



Spiel: Friederike Schreiber, Günther Henne
Regie: Leo Kees
Text: Sten Nadolny, in einer Bearbeitung des Ensembles in Zusammenarbeit mit Leo Kees
Künstlerische Produktionsleitung: Sophie Hübner
Dramaturgische Beratung: Ossian Hain
Technische Konzeption: Sebastian Schackert, Lars Löffler
Vermittlung: Christiane Alfers
Bühnenbild: Leo Kees
Bühnenbau: Detlef Köhler
Fotos: Katrin Schander
Aufführungsrechte: DREI MASKEN VERLAG München. Copyright Sten Nadolny, vertreten durch Agence Hoffman GmbH, München
(13-19 Jahre)
Billinger & Schulz (Frankfurt/M.)
Tanzproduktion
Sebastian tanzt „die Dunkelheit“: dunkle Emotionen, Trauer, Wut, das „Böse“– aber auch Party und Exzess. In Billinger & Schulz’ Choreografie setzt er sich mit sich selbst auseinander und mit aktuellen Untiefen sich abgelehnt fühlender, frustrierter Jungen und Männer. Zu aufputschenden Nightcore-Songs, die im Internet Teil männlich geprägter Räume sind, begibt er sich in Parallelwelten und gesellschaftliche Off-Spaces.
Er beschäftigt sich damit, wie es sich für Männer und Jungs anfühlt, mit fortschrittlichen Befragungen, was ein Mann ist, genauso wie mit pauschaler Ablehnung von Männern konfrontiert zu sein. Dabei unterstützen ihn Jungyun Bae, Magdalena Dzeco und Camilla Fiumara als dem Internet entsprungene, auf der Bühne Realität gewordene, projektive Animegirls und langjährige künstlerische und freundschaftliche Verbündete. Zusammen mit ihnen erforschen Billinger & Schulz die Spannung zwischen stereotypem Bild und dem Umstand, dass Beziehungen nur mit echten Menschen möglich sind.
Jury-Begründung Das Stück wirft einen intensiven Blick auf die Frustrationen und Ängste moderner Männlichkeit. Sebastian Schulz drückt die Zerrissenheit und den Schmerz einer Männlichkeit aus, die in digitalen Rückzugsräumen verharrt. Unterstützt von projizierten Fantasiebildern, wird die Spannung zwischen Illusion und Realität spürbar. Das Stück fordert heraus und zeigt den schmerzhaften Weg zur Auseinandersetzung mit der eigenen Identität.



Konzept, Choreografie: Verena Billinger & Sebastian Schulz.
Tanz, Performance Solo: Sebastian Schulz
Tanz, Performance Trio: Jungyun Bae, Magdalena Dzeco, Camilla Fiumara
Technik: Christian Köhler
Fotos, Kamera, Schnitt: Florian Krauß
Projektorganisation: Neele Renzland/transmissions GmbH
Produktion: Billinger & Schulz
Freies Theater Fulda
Ein Recherche-Theaterstück mit Musik für eine Schauspielerin und Papierfiguren
Das Meer: Sehnsuchtsort – Urlaubsort – Schicksalsort – das Meer erzählt viele Geschichten.
ÜBER DAS MEER erzählt wahre Geschichten von Frauen und Kindern, die über das Meer geflohen sind, 1945 und Heute.
Am 30.01.1945 ertranken 9300 Menschen bei dem Versuch, mit dem Lazarettschiff Wilhelm Gustloff über die Ostsee aus Ostpreußen zu fliehen nach einem Angriff eines russischen U-Bootes. In den vergangenen Jahren sind Tausende bei dem Versuch, über das Mittelmeer nach Europa zu fliehen ums Leben gekommen. Sie alle hofften auf ein Leben in Sicherheit und Freiheit. Geschichte wiederholt sich.
ÜBER DAS MEER ist ein dokumentarisches Theaterstück. Die Geschichten beruhen auf persönlich geführten Interviews und Archivmaterial. In Toncollagen kommen die Interviewpartnerinnen immer wieder auch selbst zu Wort. Die Zuschauenden erfahren sehr Persönliches zu Familiengeschichten, Fluchtgründen und Erlebnissen auf der Flucht. Die Authentizität der Geschichten schafft zusammen mit der Musik eine besondere Nähe.
Jury-Begründung Sehr persönlich, sehr relevant, sehr schlicht! So wird Geschichte greifbar und die Linie ins Heute deutlich. Die Großtante überlebte die gefährliche Flucht über die Ostsee nur knapp. Parallelen mit heutigen Fluchtgeschichten von Frauen kommen durch die eingespielten Interviews sehr nah. Das Nebeneinander der Zeiten veranschaulicht ganz konkret, wieviel Fluchtgeschichte in unser aller Familien steckt und dass wir das Thema nicht einfach durch Grenzziehungen fernhalten können. Ein wichtiges Stückchen Theater.



Ausstattung: Silke Geyer, Jessica Stukenberg
Figurentheater Lehmann und Wenzel & flunker produktionen
Figurentheater OPEN AIR-PRODUKTION für Familien
Zora eilt ihr Ruf voraus. Als Anführerin einer Bande von Straßenkindern ist sie nicht beliebt in der kleinen Küstenstadt. Dabei sind es Not und Hunger, die die Kinder zusammengetrieben haben. Und als Brankos Mutter stirbt und er zu Unrecht im Gefängnis landet, nimmt Zora auch ihn in ihre Bande auf. Von nun an kämpfen sie nicht nur ums Überleben, sondern auch für Gerechtigkeit. Sie verüben Rache an denen, die ihnen Unrecht getan haben. Doch wann schlägt Recht in Unrecht um? Getrieben von der Furcht vor Einsamkeit und zusammengehalten durch den Wunsch, frei zu sein, finden sie heraus, dass es eine Freiheit gibt, die man nicht kaufen kann und dass auch diese nicht ewig hält. Und so biegen die Figurentheaterduos Lehmann und Wenzel und die flunker produktionen mit quietschenden Rädern um die Ecke und laden ab, was es zum Erzählen dieser Geschichte eben braucht: Megafon, Puppen, ein paar Instrumente, Trillerpfeife, eine ganze Menge Fische, einen toten Hund, was zum Schießen, was zum Werfen, viele Aprikosen, einen Sarg, eine Hexe (die eigentlich keine ist), ein bisschen rotes Haar und die große Lust, eine Bande zu bilden!
Jury-Begründung Die phantastischen Figuren und Objekte der flunkerproduktionen, von denen im Lauf des Stückes unendlich viele von überallher auftauchen, treffen auf die großartige Live-Musik von Lehmann & Wenzel. Was für ein Spektakel, welch Spielfreude, ein Feuerwerk des Figurenspiels! Mit ganz besonderer Liebe zu den Dingen und zu den Menschen – insbesondere zu den armen Schluckern, die ihr Leben mutig in die Hand nehmen. Wer Theater liebt, muss dieses Stück gesehen haben! Ein Erlebnis!


Eine Produktion von Lehmann und Wenzel [Leipzig] und den flunker produktionen [Wahlsdorf] in Koproduktion mit dem Westflügel Leipzig Regie: Michael Vogel
Co-Regie: Janne Weirup
Spiel, Musik, Ausstattung: Claudia Engel
Matthias Ludwig, Samira Wenzel, Stefan Wenzel
Produktionsleitung: Nina Stammer
Aufführungsrechte: S. Fischer Verlag. Frankfurt am Main
Fotos: Steffen Gros
Companie M (Heidelberg, Rhein-Neckar-Raum)
Tanz- und Objekttheater
Ein Tunnel bewegt sich über den Boden, drei Spieler*innen kriechen heraus und wieder herein, entdecken die Umgebung, die Tunnel und sich. Companie M lädt ein zu einer spannenden Reise in zahlreiche Welten und klangvolle Atmosphären. Da werden Hände zu Füßen, zwei Körper zu
einem, ein einfacher Tunnel verwandelt sich innerhalb von Sekunden zu einer Raupe, einem Elefantenrüssel, einem majestätischen Gewand, zu einem riesigen Fischmaul oder einem staubsaugenden Wesen. Alles kommt in Bewegung. Begleitet von Percussion, Klängen und Melodien schlüpfen die Spieler*innen lustvoll und spielerisch in die Tunnel, nutzen sie als Rückzugsort oder Versteck und werden so manches Mal völlig vereinnahmt und überrascht von der Lebendigkeit und der Vielfältigkeit der Tunnel. Im Wechselspiel von Tanz, Theater und Musik entsteht eine Aufführung reich
an Fantasie, Poesie, Neugier und Wagemut.
Jury-Begründung



Regie: Nina Weber
Performance: Giuseppina Tragni, Miriam Lemdjadi und Peter Hinz
Musik: Peter Hinz
Bühnen- und Kostümbild: Maria Wolgast
Grafikdesign: Jasmin Keune-Galeski
Fotos: Lys Y. Seng